Die Verwendung von Bernstein, Bernsteinprodukte

Bernstein diente seit altersher nicht nur zur Schmuckherstellung. Weniger als 10% des geförderten Bernsteins hat Schmuckqualität. Ein großer Teil des Bernsteins geht nach der Vorsortierung in die Schmelzfabriken und wird in der chemischen Industrie weiter verarbeitet (siehe auch Info "Kolophonium").
Ein Teil wird unter starkem Druck und entstehender Hitze zu Pressbernstein verarbeitet, das in Platten oder Röhren gelagert wird. So kann man auch Bernsteinsplitter noch nutzen. Pressbernstein ist härter als Naturbernstein und eignet sich gut für die Schmuckherstellung (z.B. Fazettenschliff), zur Herstellung von Geräten und Gebrauchsgegenständen (z.B. Zigarettenspitzen). Er hat den Vorteil, dass er eine einheitliche Farbe hat; dazu müssen die Bernsteine aber farblich gut vorsortiert sein. Der Laie erkennt kaum Unterschiede zum geschliffenen Naturbernstein. Früher benutzte man auch erhitztes Öl zum Klarkochen von Bernstein, so wurde milchiger oder rissiger Bernstein klar und schön.


Medizin:
Seit Jahrhunderten wurden Bernsteinprodukte in Apotheken verkauft, als heilende Salbe, bei Hautleiden, als Pulver zum Trinken, bei Nervenleiden, Rheuma, Lungenentzündung usw.
Bernsteinsäure, auskristallisiert käuflich, im Tee aufgelöst, soll gegen Infektionen helfen und kann als Zitronenersatz dienen, da sie sauer wie Zitrone schmeckt. Bernsteinsäure findet Anwendung in der Arzneimittelherstellung und als Desinfektionsmittel. Es gibt kaum ein Krankheitsgebiet, das nicht mit Bernstein behandelt worden ist.


Manche behaupten sogar (und glauben fest daran), dass "normaler" Naturbernstein seine Wirkung erzielt: als Halskette getragen lindert er Halsschmerzen, die Babykette verringert die Schmerzen beim Zahnen, der Schmeichelstein vertreibt Nervösität usw. Sogar gegen Kropfbildung, Gicht, Malaria, bei Bauchschmerzen, Nierensteinen, Blutungen und Impotenz soll Bernstein helfen. Der Placebo-Effekt erzielt auch hier sicher einige Wirkung!

Große Mengen Bernstein orderte auch die Kirche: Rosenkränze und Gebetsketten wurden millionenfach hergestellt, Bernsteinpulver gemeinsam mit Weihrauch und Myrrhe (ein dem Weihrauch verwandtes Harz) in der Kirche verbrannt.


In der Elektronik ist Bernstein wegen seines hohen Widerstandes geschätzt. Der spezifische elektrische Widerstand ist höher als von Porzellan oder Bakelit!

Die Wikinger nutzten Bernstein sogar als Brennstoff. Er war leicht, hatte einen höheren Brennwert als Holz und konnte auch bei Nässe bestens gezündet werden. Daher kommt übrigens auch der Name: "börnsteen", "börnen"=brennen.