Verwechslungen

Quelle: „Bernstein Suchen und Sammeln“, Carsten Gröhn, Wachholtz-Verlag. Wie und wo finde ich Bernstein an den Küsten und im norddeutschen Binnenland? Ein praktischer Führer für Strandwanderer, Touristen, Sammler und jeden Bernsteinliebhaber.

Auch der erfahrene Sammler lässt sich manchmal täuschen und greift nach einem vermeintlichen Bernstein. Es gibt verschiedene Objekte, die täuschend ähnlich wie Bernstein aussehen können.

Gelblicher Stein, genauer eisenschüssiges Quarz-Geröll (Quarz-Kieselstein): Hier möchte man doch zugreifen und einen 20-Grammer Bernstein in den Händen halten!



Bruchstücke vom gelbbraunen Blasentang können auf größere Entfernung einem Bernstein ähneln. Auch einzelne Eikapseln der Wellhornschnecke täuschen oft den Bernsteinsucher.



Abgerundete Bruchstücke von gelbem Bauschaum, abgeschliffene gelbliche Glasscherben oder Plastikteile können auf den ersten Blick in die Irre führen, ebenso Apfelsinenschale aus größerer Entfernung.

Gefährliche Verwechslungen: Phosphorstücke.

Hoffentlich merkt man schnell, dass man keinen Bernstein in den Händen hält und kann den gefährlichen Fund wieder fallen lassen.

Phosphor ist eigentlich ein für das Leben wertvolles, unersetzliches Element, kommt in der Erbsubstanz vor und ist im ATP wichtig für die Energieversorgung unseres Körpers. Weißer Phosphor aber ist hochgiftig und wurde im Krieg als Füllmaterial für Phosphorbomben verwendet. Außerdem stellten die Engländer im Zweiten Weltkrieg eine Mischung aus Phosphor und Kautschuk her, die als Kampfmittel eingesetzt wurde. Die bei Berührung entstehenden Wunden heilen sehr schwer. Noch heute werden solche Stoffe aus dem Meer an Land gespült und verursachen bei nichtsahnenden Touristen Verletzungen.



„Weißer Phosphor“ auf Spülsaum


Fälschungen, wie erkenne ich eine Inklusenfälschung?


Dazu erinnere ich zunächst an das Kapitel „Eigenschaften des Bernsteins“.

Sie zu kennen ist Grundvoraussetzung zum Erkennen von Fälschungen, die heute schon so geschickt gefertigt werden, dass der Laie Schwierigkeiten hat, sie zu entlarven.

Die häufigste Fälschungsmethode:

Ein Schlaubenbernstein wird an den Fließgrenzen geöffnet (gesprengt), in der Mitte ein Hohlraum geschaffen, ein Tier oder eine Pflanze eingelegt und mit Kunstharz aufgefüllt. Die Bernsteinhälften werden dann wieder zusammengeklebt. So finden wir außen nur Bernstein vor, in dem echte Inklusen enthalten sein können, in der Mitte liegt die Fälschung.

Wie erkenne ich solch eine Fälschung?

1.  Um die eingebettete Fälschung herum befindet sich ein andersartiges Medium, das unter dem Mikroskop als viel klarer und heller zu erkennen ist.

2.  Häufig sind auf den Schlaubenflächen und am Objekt Luftbläschen eingeschlossen, anders angeordnet als die „normal“ im Bernstein vorkommenden Bläschen.

3. Die Schlaubenfläche innerhalb des Bernsteins wirkt schlierig oder es sind im Bernstein Schleifspuren zu erkennen.
 

4. Die Schlaubengrenzen liegen nicht exakt aufeinander, eine Klebenaht (oft sehr dünn – Lupe!) ist zu erkennen. Bei diesem Beispiel einer Federinklusen-Fälschung erkennt man unten um die angeschliffene Feder herum deutlich diese Klebenaht.



5.  Bester Test auch für dicht aufeinander liegende Schlaubengrenzen: Nadel, die mit dem Feuerzeug vorher zum Glühen gebracht wurde, mit der Spitze kurz auf die Schlaubengrenze tippen. Ist es reiner Bernstein, erzeugt der geschmolzene Bernstein einen ringförmigen Wall um die Einstichstelle. Ist es Kleber, „sprotzt“ dieser auseinander und verteilt sich ungleichmäßig um die Einstichstelle. Ist die Nadel noch rotglühend, dann verkohlt der Bernstein sogar an dieser Stelle, man findet schwarze Kohlespuren, wie auf der Abbildung zu erkennen. Der Kleber verkohlt nicht, sondern schmilzt, wird anschließend wieder fest und hat eine weißlich-durchsichtige Farbe, ebenfalls auf dem Foto zu erkennen.



6.  Unter der UV-Lampe sind dickere Klebenähte vom Bernstein zu unterscheiden.

7. Echte Inklusen im Baltischen Bernstein haben keine richtige, höchstens andeutungsweise Farberhaltung.

8.  Der Einschluss ist unnatürlich verformt oder gequetscht.

9.  Der Einschluss ist nicht hohl (wie bei den normalen Inklusen im Bernstein, die meist nur Hohlräume darstellen). Das kann man allerdings nur im Anschliff erkennen.

10. „Toilettenmethode“: Alkohol (Eau de Toilette), Aceton und Äther lösen Kunstharze und junge Harze (Kopale). Bernstein wird nicht gelöst und schmiert nicht.

11. Nicht für jeden möglich: Bestimmung des Brechungsindex mit einem Refraktometer (das Licht wird durch ein Prisma mit bekanntem Brechungsindex und dem zu prüfenden Stoff geschickt und der Brechungsindex verglichen): Der Brechungsindex ist n = 1,54 (Angabe aus gemline.ch). Dazu muss der Bernstein allerdings speziell vorgeschliffen werden.

12. Verwendung eines Polariskops (es bezeichnet eine optische Anordnung von Polarisationsfiltern, mit der beispielsweise Spannungen im Medium sichtbar gemacht werden können). Es wird insbesondere bei der Untersuchung von Edelsteinen und Halbedelsteinen verwendet, die im Polariskop zwischen zwei Polarisationsfiltern um 360 Grad gedreht werden. Dabei lassen sich schnell Klassifizierungen durchführen (Isotropie, Doppelbrechung u. a.) und möglicherweise gefälschte Steine erkennen. Nach gemline.ch: „Bernstein ist amorph, also einfach brechend. Unter dem Polariskop erscheinen im Gegensatz zu einigen Kunststoffen keine farbigen Spannungslinien.“

Für die Echtheit eines Einschlusses sprechen:

13. Die für den Baltischen Bernstein so typischen Sternhaare der Eiche, die bei Fälschungen nie direkt in der Nähe des Einschlusses zu finden sind.

14. Verlumungsspuren: Weißliche Stellen am Einschluss, örtlich begrenzt oder den ganzen Einschluss bedeckend.

15. Bei etwas älteren Bernsteinen zeigt die Oberfläche krakelige Risse (zunächst nur mit Lupe zu erkennen), als wenn lehmige Erde trocknet und aufplatzt. Gealterter Kunststoff hat diese Verwitterungsspuren nicht.

16. Der Preis: Wird z. B. eine Eidechse oder ein Skorpion im „Bernstein“ für 100 Euro (statt einigen zigtausend Euro) angeboten, dann kann man von einer Fälschung ausgehen.



Bei dieser Fälschung ist auf einen Bernstein die bernsteinfarbene Kunstharzmasse mit der Eidechse aufgetragen. Beim Betrachten von der Seite ist das leicht zu erkennen.

Es gibt auch viele Fälschungen, die aus reinem bernsteinfarbenen Kunstharz hergestellt wurden (in jedem Bastlermarkt zu bekommen). Die Hersteller verkaufen diese Produkte auch als Fälschungen an die Händler, es liegt in dem Moment noch kein Betrug vor. Danach kommen sie aber unkontrolliert auf den Markt und der dritte oder vierte Besitzer meint vielleicht sogar ganz überzeugt, dass es sich um einen echten Bernstein handele.

Selbst die Oberfläche wird täuschend ähnlich einer Verwitterungskruste hergestellt (raue und dunkelbraune Bereiche).



Einschlüsse werden so gewählt, dass keine Farberhaltung vorhanden ist  (z.B. bei Ameisen, Fliegen, Pflanzenteilen usw.).

Diese reinen Kunstharzfälschungen sind am einfachsten zu entlarven:

Salzwassertest! 130 g Salz auf 1 l Wasser verrühren. In dieser salzigen Lösung schwimmt ein Bernstein an der Oberfläche. Jedes Kunstharzprodukt geht unter wie ein Stein.

Geruchstest: Beim Anzünden stinkt Kunstharz erbärmlich, Bernstein riecht aromatisch nach den im Bernstein enthaltenen ätherischen Ölen (letzteres nicht beim autoklavierten Bernstein).