Konservierung von Bernstein (mit Inklusen, Einschlüsse oder ohne) nach der Lackmethode
(Beschichtung mit Einkomponenten-Polyurethanharz, "Lack" genannt)

Viele Bernstein-Inklusensammler haben sich in der letzten Zeit entschlossen, ihre Sammlungsstücke zu konservieren. Ich meine, das ist der richtige Weg. Denn schließlich sollen die Inklusen auch nach einigen Jahrzehnten noch sichtbar und erhalten sein, möglichst noch viel länger für die nächsten Generationen. Es ist eine Methode zum Schutz gegen Oberflächenverwitterung des Bernsteins durch vornehmlich Sauerstoff und Austrocknung. Langzeiterfahrungen haben wir selbst noch nicht; meine ersten Bernsteine konservierte ich 1994, die Oberfläche hat sich in keinster Weise verändert. Die Firma Rüegg sprach von 40-jähriger Erfahrung: keine Veränderung!

Der Bernstein kann jederzeit trotz Beschichtung mit normalen Schleifmitteln weiter bearbeitet/beschliffen werden. Will man brüchige Stücke, nicht ganz feste Schlauben beschleifen, dann ist es häufig sinnvoll, zunächst eine Beschichtung zur Stabilisierung vorzunehmen, damit der Lack eindringt und den Bernstein festigt.

Es gibt verschiedene geeignete Lacke, am besten lufttrocknende, feuchtigkeitshärtende, einkomponentige Holzbodenversiegelungslacke auf Polyurethanbasis.

Bisher verwendeten wir:

Acrüdur R 40 der Firma Ruegg, danach:

Beckocoat VPU 6072/38 LG der Firma Yachticon.

Beide Produkte gibt es mittlerweile nicht mehr.

 

Ein gutes neues Produkt, das wir ausprobiert haben und das allen unseren Ansprüchen genügt, ist jetzt das Polyurethanharz:

Versiegelung - YACHTCARE G8-Super zu 1 Ltr.

Artikelnummer: HZ-6908-01, 29,95 Euro + Versand

Zu finden über:

https://www.harzspezialisten.de/versiegelung-yachtcare-g8_2

 

"G8-Super ist eine vergilbungsbeständige und strapazierfähige 1-K Polyurethan Klarbeschichtung mit sehr guter Chemikalien-Beständigkeit. Anwendung bei guter Belüftung oder im Freien - sehr geruchsintensiv (nicht lösemittelfrei).“

Da wir zur Bernsteinkonservierung keine großen Verdunstungs-Flächen haben, kann bei guter Belüftung das Konservieren auch drinnen erfolgen.

 



Vorbereitungsarbeiten:

o Staubfreien Raum schaffen, z. B. in einem Schrank, großer Schachtel, Kiste. So stellen, dass der Deckel nach vorne aufgeht. Unter die Oberseite Styropor kleben, in das die Nadeln später gesteckt werden können.
o viele Nadeln mit ca. 10 cm Zwirnsfaden versehen. Die Nadeln mit Fäden können vielfach wiederverwendet werden, da man sie später direkt am Bernstein abschneidet.
o Bernsteine entsprechend beschleifen (bis zum 4000er-Schliff, nicht mit Poliermasse polieren, wenn polieren, dann mit Zahnpasta oder Edelstahlpflege-Milch), gut säubern, ev.vorhandene alte Poliermasse entfernen (mit feinster Nadel die Ritzen säubern), staubfrei lagern.
o Fadenende an den Bernstein kleben, gegenüber der dünnsten, spitzesten Stelle des Steins. Am besten eignet sich ein Zweikomponentenkleber, z.B. UHU plus schnellfest, aber auch Sekundenkleber ist geeignet(Vorteil:schnellere Aushärtung, Nachteil:schwierigere Verarbeitung). Achtung: Zweikomponentenkleber muss mindestens einen halben Tag aushärten (besser 1 Tag), sonst löst der Lack ihn wieder an und der Stein fällt ab! Weiterhin staubfrei lagern.

Tauchen vorbereiten:
o Lackmischung herstellen, in einem möglichst kleinen Gefäß (z.B. Filmdöschen, dieses Plastik löst sich nicht, andere Plastiksorten lösen sich - Achtung!) die entsprechende Menge Lack und Verdünner verrühren. Die Verdünnung richtet sich nach dem, was man erreichen will:
o normale Erstbeschichtung: Verhältnis Lack:Verdünner = 4:1 oder 3:1. Soll der Lack in feinste Risse, Schlaubengrenzen hineinziehen, dann sogar Verdünnung bis 2:1.
o Zweitbeschichtung(am besten nach spätestens 4-6 Stunden, da sich dann 1. Beschichtung noch sehr gut mit 2. Beschichtung verbindet; aber auch später ist eine Zweitbeschichtung jederzeit möglich): sinnvoll bei kleinen oder dünnen Steinen oder wenn die Inkluse sehr dicht unter der Oberfläche liegt: Verdünnung 4 : 1 wie bei Erstbeschichtung.
ACHTUNG: Bei frisch geöffneter Lackdose kann der Lack auch gut ohne Verdünnung verwendet werden, weil er dünnflüssig genug ist. Dann reicht auch eine Beschichtung aus!
 
o Nur so viel Lack anrühren, wie man in den nächsten Tagen verwenden will und immer sofort wieder verschließen, sonst verdunstet zu viel (ungesund und Lack wird zähflüssiger). Man kann nach wenigen Tagen einmalig auch wieder etwas Verdünner zugeben und gut verrühren.
o Achtung: ist z.B. ein Flügel angeschliffen oder die Inkluse offen oder ein Riss/Flinte zieht bis zur Inkluse hin, dann zieht der verdünnte Lack in die Inkluse hinein, der Flügel kann optisch verschwinden oder die Inkluse wird dunkel. In solch einem Falle sollte man mit dem Zweikomponentenkleber, mit dem man den Faden anklebt, die offene Inkluse verschließen (geht gut mit feiner Nadel, ich benutze Einwegspritzen).
o Grundsätzlich gilt: je stärker die Verdünnung, desto besser zieht der Lack in die Risse und Schlaubengrenzen ein. Das ist meist ja auch wünschenswert, denn der Stein wird dadurch fester und Oberflächenrisse (auch Altersrisse) schließen sich, werden meist sogar unsichtbar.

Tauchen:
o Den Bernstein am Faden in den angerührten Lack hängen. Dauer: ca. eine halbe Minute. Soll der Lack tief in Risse einziehen, dann länger; soll er es nicht, dann entsprechend nur wenige Sekunden. Vorteil des längeren Eintauchens: feinste Luftbläschen, die aus dem Stein kommen(aus den Rissen, Löchern), schwimmen auf und können sich nicht im Lack halten.
o Nun den Bernstein am Faden langsam aus dem Lack ziehen, etwas abtropfen lassen und in den vorbereiteten Kasten hängen (Nadel ins Styropor stecken).
o Nach ca. 1 Minute (nicht länger warten) mit einer Nadel den letzten Tropfen, der noch unten am Bernstein hängen bleibt, abnehmen.
o Klappe zu, staubfrei trocknen lassen.
o Trocknungszeit: handtrocken schon nach wenigen Stunden, voll durchgehärtet nach 1 Tag. Soll der Stein noch weiter beschliffen werden, dann besser 2 Tage härten lassen.
o Faden direkt am Stein abschneiden, fertig! Ich lasse bewusst das Fadenende am Stein (man kann es auch ganz abbrechen), damit ich auf den ersten Blick sehe, ob der Stein getaucht ist.



o Mini-Bernsteine kann man nach dem Tauchen sogar noch in Kunstharz eingießen, siehe "Tipps zum Eingießen".

Winzige Inklusensteine oder kleine Steine mit nicht planer Oberfläche über der Inkluse kann man auch in einen Kunstharzblock eingießen. Das ist einerseits optimale Konservierung und gibt andererseits beste, unverzerrte Sicht. Nähere Informationen zur Kunstharzkonservierung siehe Extra-Info.

Langzeiterfahrungen:
persönliche Erfahrungen reichen fast 30 Jahre zurück, ich habe keine Veränderungen des Lacks festgestellt. Seit über 20 Jahren hängen konservierte Bernsteine mit der Nadel am Faden an verschiedenen Stellen, u. a. an der Gardine im Licht - bisher keine sichtbaren Veränderungen. 'Gelackte' Bernsteine können jederzeit ein weiteres Mal zusätzlich konserviert werden. Kunstharzkonservierung (sehr arbeitsintensiv!): ich kenne über 50 Jahre alte Präparate, die immer noch glasklar und unverändert sind. Andererseits kenne ich auch aus alten Schulsammlungen Präparate, die milchig weißlich geworden sind und man kann den eingegossenen Inhalt kaum mehr erkennen.