Der Name "Bernstein", Eigenschaften des Bernsteins

Seit altersher ist bekannt, dass Bernstein brennt. Im Niederdeutschen heißt brennen "börnen" und Stein "Steen", also "Börnsteen" = Brennstein, daraus wurde dann (falsch übersetzt) Bernstein.
Im Altdeutschen hieß der Bernstein "Agtstein" oder "Ait Stein", vom Altdeutschen Verb "aiten" = brennen. Im Holländischen heißt Bernstein "Barnsteen" oder "Brandsteen", im Schwedischen "Bärnsten", im Polnischen "Bursztyn" usw., also überall dieselbe Bedeutung. Die Goten sollen sogar mit Bernstein geheizt haben und auf ihren Fahrten Lagerfeuer aus Bernstein entzündet haben; diesen führten sie in ihren Booten mit sich (Bernstein brennt auch, wenn es nass ist!).

Die Römer nannten den Bernstein "electrum", die Griechen "electron":
Reibt man Bernstein auf Wolle, dann kann man einen kleinen Papierschnipsel oder Watte damit aufheben, er wird elektrostatisch angezogen.
Wohl aus dem Wissen über solche Experimente heraus schlugen dann Stoney und Helmholtz den Namen "Elektron" für eine postulierte einheitliche "elektrische" Elementarladung vor.

Medizin: siehe Extra-Info.

Physikalische Eigenschaften:
(Angaben aus "Tränen der Götter", Ganzelewski)

Die Härte beträgt 2-3 auf der 10-teiligen Mohsschen-Härteskala, es handelt sich also um ein recht weiches Material, das sich gut mit einfachen Mitteln bearbeiten lässt.

Die Dichte liegt zwischen 1,05 - 1,096 Gramm pro Kubikzentimeter. Bei starkem Bläschengehalt kann die Dichte sogar unter 1 sinken und damit im Wasser schweben. Je salziger das Wasser, desto leichter schwebt der Bernstein. Je kälter das Wasser, desto größer seine Dichte. Seine maximale Dichte erreicht das Wasser bei exakt 4 Grad Celsius, weshalb der Bernstein dann am besten schwebt - und an den Strand gespült werden kann - Winterzeit!

Schmelzpunkt: einen richtigen Schmelzpunkt besitzt Bernstein nicht. Bei ca. 170 Grad Celsius wird er schon weich und formbar, so dass man aus Bernsteinresten Pressbernstein herstellen kann. Bei diesen Temperaturen werden aber die Einschlüsse schwarz, eine Fälschung ist auf diese Weise nicht herzustellen.
Oberhalb von 300 Grad schmilzt der Bernstein und zersetzt sich dabei, kann also nicht wieder zu richtigem Bernstein abkühlen.
Bernstein enthält viele flüchtige Bestandteile, ätherische Öle usw., die im Laufe der Millionen Jahre z.T. herausgedunstet sind, aber immer noch in großen Mengen im Bernstein vorhanden sind. Deshalb riecht Bernstein beim Beschleifen auch so angenehm harzig, ein Beweis für Naturbernstein.
Gepresster Bernstein, erhitzter Bernstein, autoklavierter Bernstein riecht beim Beschleifen nicht mehr, weil alle flüchtigen Stoffe entwichen sind. Trotzdem wird er noch als Echter Bernstein bezeichnet, aber es ist kein Naturbernstein mehr!

UV-Licht: unverwitterter, vor allem frisch angeschliffener Bernstein leuchtet mit UV-Bestrahlung intensiv blau (Wellenlänge 320-380 nm). Gealterter Bernstein verändert die Farbe bei UV-Bestrahlung zu einem matten Olivgrün - so kann man auch annähernd bestimmen, wann der Bernstein beschliffen wurde.
Röntgenstrahlen passieren sogar 10mm dicke Schichten fast ohne Verlust.

Der elektrische Widerstand ist sehr hoch, die Dielektrizitätskonstante sehr niedrig. Deshalb wird der Baltische Bernstein auch heute noch als Isolator in Spezialgeräten eingesetzt, meist wird dafür Pressbernstein benutzt. Der Widerstand liegt bei ca. 10hoch18 Ohm.
Bernstein verhält sich elektromagnetisch: etwas an Wolle gerieben, lädt sich der Bernstein elektrostatisch auf und zieht z.B. Wattebäuschchen oder Papierschnitzel an. Die Dielektrizitätskonstante beträgt 2,9 (Naturbernstein) bzw. 2,74 (Pressbernstein). Gießharz liegt vergleichsweise viel höher, bei 3,25.

Chemische Eigenschaften:
Kohlenstoff (C) 67-81 %, Rest besteht aus Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O), manchmal etwas Schwefel (unter 1%) und noch weniger Stickstoff. Wenn mineralische Bestandteile mit eingelagert wurden, können auch andere Elemente auftauchen.
C, H und O als Hauptelemente sagen aber absolut nichts aus, denn auch Traubenzucker, Stärke, Zellulose, Fette u.v.m. bestehen nur aus diesen drei Elementen. Bernstein ist ein Gemenge aus unterschiedlichsten Stoffen sowie deren Oxidationsprodukten. Die Elemente sind in langen Fadenmolekülen (Polymere) gebunden. Nachgewiesen sind z.B. Abietinsäure, Isopimarsäure, Agathendisäure, Sandaracopimarsäure - die alle den löslichen Anteil des Bernsteins ausmachen. Bei dem unlöslichen Anteil handelt es sich um Ester, der als Succinin (oder Resen, Sucinoresen) bezeichnet wird. Es wurden bisher über 70 verschiedene organische Verbindungen nachgewiesen, die am Aufbau unseres Baltischen Bernsteins = Succinit beteiligt sind!

Die Infrarotspektroskopie (siehe ausführlicher in Extra-Info) lässt eine sichere Unterscheidung zwischen Succinit und anderen fossilen Harzen zu. Die mit dieser Methode gewonnenen IR-Spektren sind für jede Harzart verschieden und stellen sozusagen den Fingerabdruck dar.

Löslichkeit:
Bernstein ist weitgehend beständig gegen organische Lösungsmittel, ein Riesenvorteil (siehe Lackkonservierung, Prüfung auf Echtheit usw.).
Starke Säuren wie z.B. 50%ige Schwefelsäure, aber auch starke Laugen bleiben auch bei längerer Einwirkungsdauer ohne Einfluss auf Bernstein.

Beständigkeit:
Siehe auch Extra-Info "Bernstein-Verwitterung"!
Farbveränderungen, "Krakel"-Bildung = Risse auf Oberfläche, Verwitterungsrinde, Alterung, Konservierung sind Stichworte zu diesem Thema.