Spinnennetze im Bernstein


Feinste filigrane Spinnfäden - und nicht durch das Harz zusammengeklebt oder verformt - wie kann das sein? Siehe dazu auch unter Tipp 30. Puschelfühler, dort wird dieselbe Frage beantwortet:

Zur Begründung fallen mir zwei Erklärungen ein:
1. Trotz der Feinheit der Fäden haben diese eine gewisse Spannung, d.h. ihre Lage wird immer wieder hergestellt. Sonst würde ja auch Feuchtigkeit oder ein Regentropfen fatale Folgen haben...
2. Das Harz muss äußerst dünnflüssig gewesen sein.
Auch heute in einem Kiefernwald gut zu beobachten: an einem heißen Sommertag fließt das Harz viel schneller und flüssiger als an einem kühlen Wintertag (wenn das Harz dann überhaupt fließt...). Auch Tag- und Nachtunterschiede gibt es. Der statistisch gesehen geringe Anteil an Einschlüssen von Nachtinsekten ist vielleicht dadurch begründet.

Jede Spinnengruppe baut ihr Netz auf unterschiedliche, ganz eigene Art und Weise. Der Spinnenexperte kann so auch Aussagen über ein Spinnennetz im Bernstein machen, wie zum Beispiel hier oben auf dem Foto. Es handelt sich um ein Kugelspinnennetz und glücklicherweise ist sogar die kleine Kugelspinne mit eingefangen (sehr weiß im Hintergrund zu erkennen).

Da Spinnen sich auch häuten, kommt es vor, dass man diese Häutungshülle (Exuvie) zusammen mit dem Spinnennetz findet:


Ein ganz bemerkenswerter Einschluss, für mich immer noch ungeklärt, sind Tropfen an den Spinnfäden. Können es Tautropfen/Wassertropfen gewesen sein, die im flüssigen Harz am Spinnfaden eingefangen wurden?? Eigentlich nicht, denn Harz ist wasserabweisend, siehe auch Tipp 45 "Ungeklärte Fragen". Oder sind es Klebtröpfchen, die ursächlich der Spinne zuzuordnen sind (aber dann so verschieden groß??)?


Weitere Bilder und Infos über Spinnfäden siehe auch im Tipp "Pilze im Bernstein, fädige Strukturen im Bernstein".

Bei Spinneninklusen sollte man bei größerer Vergrößerung (ab 40fach) einmal auf Feinheiten achten:
- einerseits auf die Füße, die häufig einen ganz typischen arteigenen "Kamm" haben, der beim Netzbau und Behandlung der Fäden nach Austritt aus den Spinnwarzen dient.
- andererseits auf die Spinnwarzen, auch diese sind arttypisch. Bei ganz starker Vergrößerung kann man sogar die Poren erkennen, aus denen die Spinnfäden treten.


Eine Rarität sind Spinnenkokons. Hier ein Beispiel, bei dem der Kokon an der Oberfläche angeschliffen wurde und man hineinschauen kann: Innen befinden sich Eier!